Abducens-Parese

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Symptome

  • horizontale Doppelbilder (Ferne>Nähe), vor allem bei Blick nach temporal
  • bei Kindern häufig Beginn nach viralen Infektionen, Impfungen, Trauma, Otitis media
    • meist benigne und selbst-limitierend

Vorgehen

Bei isolierten N. VI-Paresen

  • vollständige ophthamologische Untersuchung
    • Motilität 1
    • insbesondere die anderen Hirnnerven
    • Papillenschwellung?
  • neurologische Symptome?
  • bei Pat. > 50/60 Jahren mit kardiovaskulären Risikofaktoren und einseitiger Parese:
    • vorerst abwartendes Prozedere bei sehr wahrscheinlicher mikrovaskulärer Ätiologie
    • Ausschluss Riesenzellarteriitis (Anamnese, klinisch) -> nur bei Verdacht: Blutentnahme (Blutbild, CRP, BSG)
    • in der 1. – 2. Woche nach Ereignis ist eine Verschlechterung des Befundes möglich, danach sollte es zu einer Besserung kommen
    • bei Zunahme der Parese nach 6 – 8 Wochen -> MRI Schädel planen
    • bei ausbleibender Besserung nach ca. 3 Monaten -> MRI Schädel planen
  • bei jungen Pat. <50/60 ohne bekannte kardiovaskulären Risikofaktoren:
    • MRI Schädel zeitnah (innert 1 Woche, nicht notfallmässig) planen
  • bei N. VI-Parese und Zoster ophthalmicus
    • MRI Schädel Angio inkl. black blood Sequenzen durchführen mit Frage nach zerebraler Vaskulitis (denn wenn letzteres bestätigt würde, ist eine intravenöse antivirale Therapie indiziert!)

Bei N. VI-Paresen in Kombination mit anderen neurologischen Symptomen oder bei kombinierten Hirnnervenparesen

  • Pat. zur Weiterabklärung notfallmässig zu den Neurologen schicken

Differenzialdiagnosen

  • Myasthenia gravis (kann nahezu jede Augenbewegungsstörung imitieren)
  • restriktive endokrine Ophthalmopahie (betrifft am häufigsten den M. rectus medials -> eingeschränkte Abduktion)
  • Blow-out-Fraktur der medialen Orbitawand (mit Einklemmung des M. rectus medialis)
  • orbitale Myositis, die den M. rectus lateralis betrifft (inkl. Schmerzen)
  • Duane-Syndrom (Einschränkung der Abduktion und Verengung der Lidspalte bei Adduktion)
  • Konvergenzspasmus (typ. junge Erwachsene, Konvergenz mit Miose und verstärkte Akkommodation)
  • Divergenzparalyse (selten; im Gegensatz zur Abducensparese bleibt die Esotropie beim Blick zur Seite gleich oder nimmt ab)
  • frühkindliches Innenschielen

Hess-Weiss-/ Tangentenskala-Untersuchung

  • einfacher guter Test, gibt Hinweise auf Art der Parese
  • ca. ab dem 6. Lebensjahr möglich
  • Voraussetzung ist ein normales Binokularsehen
  • rot eingezeichnet = rechtes Auge
  • blau eingezeichnet = linkes Auge
  • 1 Häuschen beim Hess-Weiss entspricht 5 Prismendioptrien, bei der Tangentenskala 5°
  • Abducensparese links

Quellen