Strabismus Allgemeines

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Klinischer Untersuch

  • Anamnese: je früher der Beginn (d.h. jüngeres Alter), umso wahrscheinlicher muss chirurgisch korrigiert werden
  • Dekompensation einer vorbestehenden Heterophorie?
    • Unbehagen, Verschwommensehen und ggf. intermittierende Diplopie
  • frische, erworbene, meist paretische Erkrankung?
    • plötzliches Auftreten von Doppelbildern
  • Kopfzwangshaltung?
  • allgemeiner Gesundheitszustand
  • Geburtsanamnese
  • Familienanamnese
  • Augenanamnese
  • Visusprüfung

Augenbewegungen

  • Duktionen = monokulare Augenbewegungen um die Achsen nach Fick
  • Versionen = binokulare, simultane, konjugierte Bewegungen in dieselbe Richtung
    • Dextroversion, Lävoversion, Elevation, Depression, Zykloduktion
  • Vergenzen = binokulare simultane, disjunktive Bewegungen (in entgegengesetzte Richtungen)
    • Konvergenz (tonische, proximale, fusionale, akkommodative), Divergenz

Gesetze der Augenbewegungen

  • Agonist-Antagonisten-Paare: Muskeln desselben Auges, die Auge in entgegengesetzte Richtungen bewegt
    • z.B. rechter Rectus lateralis und rechter Rectus medialis
  • Synergisten: Muskeln desselben Auges, die Auge in dieselbe Richtung bewegen
    • z.B. rechter Rectus superior und rechter Obliquus inferior (gemeinsame Elevation)
  • Yoke-Muskeln = kontralaterale Synergisten: Muskelpaare, ein Muskel in jedem Auge, die konjugierte Augenbewegungen produzieren
    • z.B. rechter Rectus inferior und linker Obliquus superior
  • Sherringtons Gesetz der reziproken Innervation (Inhibition): die verstärkte Innervation eines extraokulären Muskels (z.B. des rechten Rectus medialis) ist mit reziproker Abnahme der Innervation seines Antagonisten (z.B. des rechten Rectus lateralis) verbunden
    • bei Kontraktion des Rectus medialis entspannt automatisch Rectus lateralis und umgekehrt
    • Gilt auch für Versionen und Vergenzen.
  • Herings Gesetz der gleichen Innervation: während konjugierter Augenbewegungen erhalten Yoke-Muskeln eine gleich starke und simultane Innervation

Sensorik des  Binokularsehens

  • BES = normales binokulares Einfachsehen
    • simultane bifoveale Fixation beider Augen, sodass jedes Auge zur gemeinsamen Einfachwahrnehmung des Zielobjekts beiträgt
  • Projektion ist die subjektive Interpretation der Position eines Objekts im Raum auf der Basis stimulierter Netzhautelemente
  • Retinomotorische Werte: um die Fixation eines Objekts, das im peripheren Feld auf ein extrafoveales Netzhautelement fällt zu ermöglichen, ist eine Sakkade mit genauer Amplitude erforderlich -> jedes extrafoveale Netzhautelement hat deshalb einen retinomotorischen Wert, der proportional zu seiner Entfernung von der Fovea ist und die Amplitude der Sakkade lenkt, die erforderlich ist, um auf das Objekt zu schauen.
  • Horopter: imaginäre Ebene im Aussenraum, relativ zu den Augen des Beobachters für ein bestimmtes Zielobjekt, auf der alle Punkte korrespondierende Netzhautelemente stimulieren und deshalb einfach und in derselben Ebene gesehen werden.
  • Panum-Fusions-Raum („Volumen“): Zone vor und hinter dem Horopter, in der Objekte nicht genau korrespondierenden Netzhautelemente stimulieren (retinale Disparität).
    • Objekte innerhalb der Grenzen des Fusionsraums werden einfach gesehen mit Stereopsis
    • Objekte vor oder hinter dem Panum-Raum erscheinen doppelt (physiologische Diplopie).

Sensorische Adaptation an einen Strabismus

  • Suppression: aktive Hemmung des Bildes eines Auges durch die Sehrinde, wenn beide Augen geöffnet sind. Stimuli für eine Suppression sind Diplopie, Konfusion (=simultane Wahrnehmung zweier übereinander liegender, aber ungleicher Bilder durch die Stimulation korrespondierender Punkte) und ein verschwommenes Bild durch Astigmatismus/Anisometropie.
    • zentral oder peripher
    • monokular oder alternierend
    • fakultativ oder obligatorisch
  • Anomale Netzhautkorrespondenz = ARC = abnormal retinal correspondence
    • wenn nichtkorrespondierende Netzhautareale eine gemeinsame subjektive Sehrichtung entwickeln
    • d.h. Fusion ist möglich bei einem manifesten Strabismus mit kleinem Schielwinkel -> die Fovea des fixierenden Auges korrespondiert mit einem nicht fovealen Element des abweichenden Auges.

Motorische Adaptation an einen Strabismus

  • Kopfzwangshaltung: anomale Kopfposition, in der ein binokulares Einfachsehen erhalten bleibt
    • Kopfdrehung, Kopfneigung, Anhebung oder Senkung des Kinns

Quellen

  • The Wills Eye Manual: Office and Emergency Room Diagnosis and Treatment of Eye Disease; Nika Bagheri MD, Brynn Wajda MD, et al; Lippincott Williams&Wilkins; 7. Auflage (2016)
  • Kanski’s Clinical Ophthalmology: A Systematic Approach; Jack J. Kanski MD, Brad Bowling MD; Saunders Ltd.; 8. Auflage (2015)