= Papillenschwellung durch erhöhten intrakraniellen Druck (auf englisch = papilledema)
Ätiologie/ Differentialdiagnosen
- Hirntumore
- Hirnblutung
- Hirnabszess
- Hirnödem nach Trauma oder metabolischer Genese
- zu kleiner Schädel bei Kraniosynostosen (sehr selten)
- Hydrocephalus
- primär: kongenital oder früh erworben (nicht bei Kindern oder Erwachsenen)
- sekundär kommunizierender oder obstruktiver Hydrocephalus (bei letzterem sind erweiterte Ventrikel in der Bildgebung zu sehen)
- SAB
- Meningitis
- erhöhte Liquorproduktion durch Choroidplexus-Tumore (selten)
- Sinusvenenthrombose (oft des Sinus sagittalis superior und/oder des Sinus transversus)
- extrakranielle venöse Abflussbehinderung z.B. durch Obstruktion V. jugularis interna oder V. cava superior
- Pseudotumor cerebri = idiopathische intrakranielle Hypertonie
Symptome
- Neurologische Symptome
- Kopfschmerzen: neuartige, meist stark ausgeprägte Kopfschmerzen; morgens schlimmer; verstärkt bei Husten, körperlicher Anstrengung und im Liegen oder Vornüberbücken
- ev. pulsatiler Tinnitus
- ev. nicht-spezifische Paraesthesien oder Schwächen
- ev. andere neurologische Ausfälle
- Ophthalmologische Symptome
- Verschwommensehen/ Visusreduktion
- Hypermetropisierung
- transiente Obscurationen
- Photopsie
- ev. Diplopie
- sekundär: verminderter Farb- und Kontrastsinn, GF-Ausfälle (initial typ. im mittelperipheren GF)
Befunde
- Papillenschwellung: Einteilung der Ausprägung nach der Frisén Grading Scale (Grad 1-5)
- Obskuration der Gefässe um die Papille
- dilatierte retinale Venen
- aufgehobener „Cup“
- ev. flammenförmige Blutungen
- aufgehobener Reflex der Nervenfasernschicht
- spontaner Venenpuls nicht zu sehen
- meist bilateraler Befund, selten unilateral
Differentialdiagnosen
- „Pseudo-Papillenschwellung“
- keine Gefässobskuration oder -dilatation, normaler Reflex der Nervenfasern, keine Blutungen, erhaltener „Cup“, meist vorhandener spontaner Venenpuls
- z.B. bei Drusenpapille, ‚crowded disc’/ kongenitale Papillenanomalie, ‚tilted disc‘
- Papillenschwellung anderer Ätiologie, u.a. diabetische Papillopathie, AION, Papillitis, …
Diagnostik
zur Unterscheidung einer richtigen Papillenschwellung von einer Pseudo-Papillenschwellung:
- Funduskopie!
- Ultraschall: Hyperreflexität der Drusen
- Autofluo: Hyperautofluoreszenz der Drusen
- Fluoreszenzangiografie: keine Leckage bei der Pseudo-Papillenschwellung, sondern nur Staining
- OCT (SDI Aufnahmen): evtl. Drusen sichtbar
- CT: intrakranielle Raumforderung? erhöhter Hirndruck? Hyperreflexität der Drusen?
- MRI: intrakranielle Raumforderung? erweiterte Optikusscheiden? posteriore Abflachung des Bulbus?
- Lumbalpunktion, falls oben aufgeführte Untersuchungen unauffällig: erhöhter Eröffnungsdruck? (normaler Eröffnungsdruck ist <25cm CSF bei Erwachsenen bzw. <28cm CSF bei Kindern), Liquoruntersuchung
Quellen
- EyeWiki Papilledema
- The Wills Eye Manual: Office and Emergency Room Diagnosis and Treatment of Eye Disease; Nika Bagheri MD, Brynn Wajda MD, et al; Lippincott Williams&Wilkins; 7. Auflage (2016)
- Kanski’s Clinical Ophthalmology: A Systematic Approach; Jack J. Kanski MD, Brad Bowling MD; Saunders Ltd.; 8. Auflage (2015)