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Befunde
- = Pseudotumor cerebri
- beidseitige Stauungspapille (im akuten Stadium: Papillenschwellung 1 2, im chronischen: N. opticus Atrophie )
- Verlust des spontanen Venenpuls (in 20% der Normalbevölkerung nicht vorhanden)
- transiente visuelle Obskurationen
- ev. Diplopie (bei Abducensparese)
- vergrösserter blinder Fleck in der Gesichtsfeld-Untersuchung oder Bogenskotome; es sind aber auch andere Ausfälle möglich. Bei konzentrischer GF-Einschränkung Vd. a. Schädigung des N.opticus
- Kopfschmerzen, typischerweise occipital und lageabhängig
- Übelkeit, Erbrechen
- pulssynchrones Rauschen
Diagnostik
- notfallmässig CT Angio Schädel zum Ausschluss einer Sinusvenenthrombose (oder MRI Angio mit Venografie innert 1 Woche, wenn keine akute Symptomatik)
- -> Frage nach Sinusvenenthrombose/ Stenose im Sinusvenensystem/ andere Ursachen für Stauungspapillen?)
- Blutdruckmessung (maligne Hypertension?)
- Labor: TSH, fT3, fT4, Elektrolyte, Krea, Vitamin A, Vitamin B12, Albumin, ASAT, ALAT, Eisenstatus (zum Ausschluss einer sekundären Ursache für einen Pseudotumor cerebri) + Quick/INR (wegen LP)
- ergänzende Anamnese:
- Medikamenten-Einnahme: Steroide, orale Kontrazeptiva, Vitamin A, Tetracycline, Nalidixinsäure (Gyrasehemmer), Lithium, Isotretinoid
- PA: COPD, Schwangerschaft, Hals-OP, Gewichtszunahme?
- bei Frauen: Frage nach regelmässiger Menstruation -> Hinweise auf PCOS?
- im Verlauf (innert 1-2 Wochen):
- MRI Schädel (wenn nicht schon initial durchgeführt) -> Ausschluss kleiner Raumforderungen
- Lumbalpunktion NACH Durchführung des MRI
- erhöhter Eröffnungsdruck >25 cm H2O im Liegen, normale Liquorzusammensetzung
Therapie und Prozedere
- Diamox-Therapie für ca. 1 Jahr lang, ev. früher ausschleichen bei nur diskreter Papillenschwellung und erfolgreicher rascher Gewichtsreduktion
- Einschleichen: in der 1. Woche 2x 250mg/d, danach 4x 250mg/d (+ Kalium Effervetten 30mmol/d)
- 1. Verlaufskontrolle nach 1 Monat -> Diamox kann bis auf max. 2g täglich erhöht werden, falls ungenügendes Ansprechen (initial monatliche Kalium-Kontrollen, danach 3-monatliche)
- Ausschleichen: relativ rasch über wenige Wochen. Nach Absetzten der Diamox-Therapie Kontrollen vorerst alle 6- 12 Wochen.
- Topiramat-Therapie (alternativ, falls Diamox nicht vertragen wird oder wenn hauptsächlich Kopfschmerzen im Vordergrund stehen -> ist auch ein Migränetherapeutikum):
- Einschleichen: Topiramat langsam auf 2x 50mg aufdosieren: Start mit 25mg abends, dann jede Woche um 25mg/d erhöhen (obligate zuverlässige Kontrazeption und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, insbesondere beim Sport) oder Furosemid (Lasix), initiale Kontrolle der Nierenfunktion empfehlenswert. Regelmässie Laborkontrollen oder Medikamentenkontrollen sind nicht notwendig. Dosis kann max. auf 200 – 250mg täglich erhöht werden. Ab 100mg täglich ist wie bei der Diamox –Therapie eine Kalium-Substitution notwendig!
- Gewichtsverlust: Ziel 10 – 15% Gewichtsreduktion, ev. Ernährungsberatung
- bei fortgeschrittenen Gesichtsfelddefekten oder Schwangerschaft (Diamox und Topiramat kontraindiziert)
- Evaluation Optikusscheidenfenestration oder Lumbo-peritoneale Shunt-Anlage
- bei Stenosen der Sinus und nicht Ansprechen auf die medikamentöse Therapie:
- Zuweisung des Pat. auf die Neuroradiologie zur Messung des Transstenosendrucks mit Frage nach relevantem Druckabfall bzw. Indikation für ein Stenting der Sinus-Stenosen
Quellen
- EyeWiki Pseudotumor cerebri (idiopathic intracranial hypertension)
- The Wills Eye Manual: Office and Emergency Room Diagnosis and Treatment of Eye Disease; Nika Bagheri MD, Brynn Wajda MD, et al; Lippincott Williams&Wilkins; 7. Auflage (2016)
- Kanski’s Clinical Ophthalmology: A Systematic Approach; Jack J. Kanski MD, Brad Bowling MD; Saunders Ltd.; 8. Auflage (2015)
- 1, 2 von Eyerounds.org, © The University of Iowa; Licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Unported License (CC BY-NC-ND 3.0).