Gonioskopie

Sprache ändern Englisch

Durchführung:

  • direkte Gonioskopie:
    • in liegender Position, meist im OP
  • Ablauf indirekte Gonioskopie:
    • im abgedunkelten Raum durchführen (ansonsten Pupillenkonstriktion durch Licht mit Eröffnen des Kammerwinkels)
    • an Spaltlampe durchführbar
    • topische Anästhesie (Oxybuprocaine, Tetracaine AT)
    • Linsen:
      • Goldmann (1- oder 3-Spiegel-Kontaktglas): keine Indentation möglich, Kontaktgel (z.B. Lacrinorm)
      • Posner, Sussman, Zeiss: Indentation möglich, kein Gel, evtl. befeuchtende AT
    • Patient schaut gerade aus (bei Auflegen der Linse evtl. nach oben)
    • möglichst kleinen, nicht zu hellen Lichtspalt benutzen
    • Beurteilung des Kammerwinkels: meist inferior am einfachsten, dort starten; dann alle vier Quadranten beurteilen (bei Goldmann-Glas um 360° drehen)
    • evtl. Indentation bei geschlossenem Kammerwinkel
      • zur Unterscheidung zwischen iridotrabekulärem Kontakt (KW öffnet sich bei Indentation) und peripheren anterioren Synechien (Kammerwinkel bleibt verschlossen)
      • mit Posner, Sussman oder Zeiss Linse; leichten Druck auf Kornea ausüben
    • in der Regel beide Augen beurteilen

Kammerwinkelstrukturen

Kammerwinkel 1
  • 1 Schwalbe-Linie = peripheres Ende der Descemet-Membran = vordere Begrenzung des Trabekelwerkes -> der korneale Keil (2 lineare Reflexionen des Spalts) hilft bei der Lokalisierung einer schlecht sichtbaren Schwalbe-Linie
  • 2 Trabekelwerk
    • unpigmentiertes Trabekelwerk: oberer, weisslicher (Milchglas), nicht-funktioneller Teil
    • pigmentiertes Trabekelwerk: funktioneller Teil
    • Schlemm-Kanal: etwas dunklere Linie
  • 3 Sklerasporn: schmales, dichtes, oft glänzendes, weissliches Band
  • 4 Ziliarkörperband: rosafarbenes, mattbraunes bis schiefergraues Band
  • Irisfortsätze: kleine Fortsätze der Irisoberfläche, die auf der Höhe des Sklerasporns inserieren (finden sich bei 1/3 der normalen Augen) ≠ periphere vordere Synechien (sind breiter)

Klassifikation

  • Spaeth (am detailliertesten)
    • Höhe der Irisinsertion:
      • A: anterior der Schwalbe Linie
      • B: posterior der Schwalbe Linie
      • C: beim Sklerasporns
      • D: posterior des Sklerasporns
      • E: beim Ziliarkörperband
    • Weite des Kammerwinkels in Grad: 0-40°
    • Kurvatur der Iris: regular, steep („forward bowing“, konvex), queer („backward bowing“, konkav)
    • Pigmentierung der Trabekelwerkes: 0 (nicht pigmentiert) bis 4 (stark pigmentiert)
  • Shaffer
    • 0: geschlossen
    • 1: sehr eng, ≤10°
    • 2: eng, 20°
    • 3: offen, 20-35°
    • 4: weit offen, 35-45°
  • Scheie
    • 0: weit, alle Strukturen sichtbar
    • I: Ziliarkörperband durch Teil der Iris verdeckt
    • II: Ziliarkörper nicht sichtbar
    • III: posteriore Hälfte des Trabekelwerkes nicht sichtbar
    • IV: keine Strukturen posterior der Schwalbe Linie sichtbar
    • Pigmentierung Trabekelwerk: 0 (nicht pigmentiert) bis 4 (stark pigmentiert)
  • Vorderkammertiefe an der Spaltlampe nach Van Herick
    ->periphere Vorderkammertiefe (am besten temporal) im Vergleich zur Hornhautdicke messen

    • 0: iridokorneale Berührung, Winkelblock
    • 1: <1/4 Hornhautdicke, Winkelblock wahrscheinlich
    • 2: 1/4 Hornhautdicke, Winkelblock möglich
    • 3; 1/2 Hornhautdicke, Winkelblock unwahrscheinlich
    • 4: eine Hornhautdicke oder mehr, Winkelblock sehr unwahrscheinlich

Indikationen/ Fragestellungen

  • Beurteilung des Kammerwinkels bei Glaukompatienten (obligat bei Erstdiagnose)
  • offener/ geschlossener Kammerwinkel bei Druckentgleisung
  • Kammerwinkelneovaskularisationen
  • Recessus, Iridodialyse oder Zyklodialysespalt bei Trauma
  • Fremdkörper oder Linsenreste im Kammerwinkel
  • Kammerwinkelanomalien
  • Tumoren

Quellen